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(Rechtshinweis)

Stand: 26. Juni 2012

Rechts und Links vom Braunschweiger Ringgleis
Fahrrad-Exkursionsbericht der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)
von
Dr. Frank Schröter

 

Die Exkursion fand im Rahmen der Treffen der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) statt. In der wärmeren Jahreszeit wird das Regionalgruppentreffen durch eine Exkursion (mit Führung) zu einem planerischen Thema eingeleitet.

 

Am Samstag, dem 23. Juni 2012 traf sich die IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig / Hannover) zu ihrer traditionellen jährlichen Radtour (vgl. IfR-Radtouren). Zusammen mit EhepartnerInnen und Kind ging die Tour entlang des Ringgleises in der Stadt Braunschweig.

Die Anreise erfolgte per Zug, Stadtbahn oder direkt mit dem Fahrrad und die Tour begann dann am Bahnhof Braunschweig (vgl. Abb. 1). Die Tour war von Ruth und Georg Dirks (Fachbereich Stadtplanung und Umweltschutz der Stadt Braunschweig) sehr gut vorbereitet und ausgearbeitet worden und wurde uns am Bahnhof erläutert (vgl. Abb. 2).

 
Abb. 1 TeilnehmerInnen am Bahnhof   Abb. 2 Blick auf die Tourstrecke

Die erste Station war das (wie die Braunschweiger Zeitung es formulierte)  „Premium-Gewerbegebiet“ für Technologiebetriebe (ehemaliges Ausbesserungswerk). Hier sind allerdings die planerischen Vorgaben für die gewerbliche Nutzung noch nicht klar definiert. Außerdem erweist sich die verkehrliche Erschließung als schwierig. Eine Belastung benachbarter Wohnbereiche durch Gewerbeverkehr sollte vermieden werden (vgl. auch Abb. 3).

Weiter ging es dann Richtung Baugebiet St. Leonhards Garten, wobei wir feststellten, dass die Querungsmöglichkeiten nicht für "so viele" Radfahrer vorgesehen sind (vgl. Abb. 4).

 
Abb. 3 Erläuterung des Rahmenplans zum Bahnhofsumfeld   Abb. 4 Regionalgruppenstau an Lichtsignalanlage

Den nächsten Zwischenstopp legten wir am (im Bau befindlichen) Bundesmodellprojekt St. Leonhards Garten ein (ausführliche Infos vgl. http://www.braunschweig.de/stleonhardsgarten/index.html). Hier erläuterte uns Karin Kellner (ksw-architekten), die Mitglied im Gestaltungsbeirat war, die gestalterische und planerische Konzeption von St. Leonhards Garten.  

Gleich am südlich gelegenen Eingang zum Baugebiet viel das sehr helle Gebäude auf, das einen unschönen Kontrast zu den ansonsten roten Gebäuden darstellt (vgl. Abb. 5 und 6). Diese Situation entstand trotz eines Gestaltungshandbuchs. Im Gestaltungshandbuch (vgl. http://www.braunschweig.de/stleonhardsgarten/medien/StLeonhardsGarten_080519_Handbuch_web.pdf ) heißt es auf S. 45 zur Farbigkeit "Das Farbspektrum für den Ziegelstein ist aus dem Bereich der Grundfarbtöne Rot und Ocker in natürlicher Farbgebung zu wählen." Man kann nur hoffen, dass das gegenüber liegende Gebäude den Farbton aufnimmt, damit wieder etwas Harmonie in das Gestaltungsbild zurückkehrt.

 
Abb. 5 Eingangssituation St. Leonhards Garten   Abb. 6 Farbkonzept

Die Gebäude gruppieren sich um einen ovalen Park (vgl. Abb. 7), der als repräsentativer Platzraum gestaltet werden soll (vgl. http://www.braunschweig.de/stleonhardsgarten/raum.html).


Abb. 7
Innenbereich St. Leonhards Garten

Als möglicherweise kritischer Punkt fällt die Stellplatzsituation auf. Die Lösung einer Quartiersgarage unter dem Platz wurde verworfen. Jetzt gibt es eine Vielzahl von Einzellösungen:

 

 
Abb. 8 Tiefgarageneinfahrt   Abb. 9 Parken vor dem Gebäude

Man wird abwarten müssen, inwieweit diese Lösungen den gestalterischen Eindruck des Quartiers prägen. Auch die um den zentralen Platz angeordneten Stellplätze werden sicher zu dieser Prägung beitragen. Vorgesehen ist ein Stellplatzschlüssel von einem Stellplatz pro Wohneinheit. Bereits jetzt wird die Fläche des Quartierspark als Stellplatz genutzt (vgl. Abb. 11). Es könnte also passieren, dass die Stellplätze nicht ausreichen und die Pkw im öffentlichen Raum abgestellt werden.

 
Abb. 10 Parken im Keller   Abb. 11 Parken auf dem zukünftigen Quartierspark

Grundsätzlich erscheint die Reduzierung des Stellplatzschlüssels auf einen Pkw pro Wohneinheit für dieses Baugebiet nicht unlogisch. Das Gebiet ist innenstadtnah und hat eine gute ÖV-Erschließung. Voraussetzungen, die auch ein autofreies bzw. autoarmes Wohnquartier ermöglichen würden. Wie viel Platz man sparen kann, zeigt ein Beispiel aus dem Quartier. Hochwertige Radstellplätze anstatt von Pkw-Stellplätzen (vgl. Abb. 12).


Abb. 12 Alternative (Rad)Stellplätze

Die einzelnen Gebäude haben nicht nur einen kleinen Vorgarten, sondern auch private Gärten. Diese Gärten liegen auf der dem Platz abgewandten Seite. Einen Eindruck von diesen Hausgärten gibt Abb. 13 wieder.


Abb. 13
Hausgärten in St. Leonhards Garten

Positiv fällt die Grundidee der Anbindung von St. Leonhards Garten an die Umgebung auf. Insgesamt sind Anbindungen in alle Himmelsrichtungen vorgesehen. Eine Integration und Öffnung des neuen Quartiers in die bestehende Bebauung und Quartiersstruktur wäre so möglich.

Leider ist die Realisierung dieser Wegeverbindungen nicht gut umgesetzt. Die östliche Anbindung endet vor einer Hauswand (vgl. Abb. 14) und wird dann als schmaler Weg weitergeführt (vgl. Abb. 15).

 
Abb. 14 Östliche Anbindung (Richtung Uhlandstr.)   Abb. 15 Weiterführung der östlichen Anbindung

Die westliche Anbindung (vgl. Abb. 17) ist zwar in der optischen Wegeführung schon ansprechender, aber insgesamt noch relativ schmal und erscheint mehr wie ein Durchgang, als wie eine einladende Quartiersverbindung. Lediglich die Nordwestliche  Anbindung weist eine ausreichende Breite auf (vgl. Abb. 16).

 
Abb. 16 Nordwestliche Anbindung (Richtung Altewiekring)   Abb. 17 Westliche Anbindung (Richtung Bienenstr.)

Insgesamt ist St. Leonhards Garten ein interessantes Baugebiet und lohnt einen Besuch. Derzeit noch im Baustadium bleibt die Fertigstellung abzuwarten. Ein speziell für St. Leonhards Garten eingerichtetes Projektportal findet man unter: www.projektportal-st-leonhards-garten.de. Hier gibt es auch Informationen zu den einzelnen Baugruppen.

Weiter ging die Tour entlang des Braunschweiger Ringgleis (vgl. http://www.werkstatt-stadt.de/de/projekte/211/ und http://www.braunschweig.de/leben/stadtplanung_bauen/stadtgruen/RingGleis.html ). Wobei wir zunächst auf dem noch nicht realisierten Abschnitt fuhren (orange markierte Streckenführung in Abb. 18).


Abb. 18
Ringgleis

Der angedachten Streckenführung folgend, gab es einige Hindernisse zu überwinden (vgl. Abb. 19) und unterwinden (Abb. 20).

 
Abb. 19 Bahnhof Gliesmarode   Abb. 20 Ferngasbrücke über die Oker

Belohnt wurden wir dann zwischendurch mit bereits realisierten Streckenabschnitten, wie z. B. im Stadtteil Querum (Abb. 21 und 22). Die Integration in die Neubebauung (Baugebiet "Im Holzmoor") ist hier sehr gelungen. Eine hohe Radwegequalität wurde unter Einbeziehung historischer Gleiselemente umgesetzt.

 
Abb. 21 Ringgleisradweg Querum   Abb. 22 Gleisbett am Ringgleisradweg Querum

Die nächste Station war das Baugebiet Schunterterrassen. Auch dieses Baugebiet stellt ein Modellprojekt für die Stadt dar, wie auch St. Leonhards Garten. Dieses Baugebiet wurde mit den Slogans "Neues Wohnen in Braunschweig" und "Individuelles Bauen mit Spielregeln" vermarktet. Die Besonderheit lag in den gestalterischen Spielregeln, die festgelegt wurden und deren Einhaltung von einem Gestaltungsbeirat überwacht wurde. Der Verkauf der Grundstücke war an die Vorlage eines abgestimmten Bauentwurfs gebunden. Ziel war ein Quartier mit hochwertiger Bebauung, das sich in seinem Erscheinungsbild von den üblichen Baugebieten unterscheidet.

Dieses Ziel wurde erreicht. Bereits am Beginn des Quartiers fällt auf, dass dieses Quartier anders ist (vgl. Abb. 23 und 24). 

 
Abb. 23 Baugebiet Schunterterrassen   Abb. 24 Blick in das Baugebiet Schunterterrassen

Das Quartier Schunterterrassen teilt sich in zwei Bereiche "Weiße Villen im Park" und "Moderne Tradition am Obstanger".  Diese beiden Bereiche stoßen direkt aneinander, ohne gliedernde Elemente (vgl. Abb. 24).

Für beide Bereiche wurde ein separates Gestaltungskonzept entwickelt. Um den südlichen Anger stehen weiße Villen mit Flachdach (vgl. Abb. 25 und 26).

 
Abb. 25 Anger im Bereich "Weiße Villen im Park"   Abb. 26 Mittagspause am Anger

Im Bereich "Moderne Tradition am Obstanger" gruppieren sich 13 Satteldachhäuser um eine Streuobstwiese (vgl. Abb. 27 und 28). Im Gegensatz zum Baugebiet St. Leonhards Garten wurde hier auf eine Anbindung zum benachbarten älteren Quartier vollkommen verzichtet. Dieses "besondere Baugebiet" ist somit in sich geschlossen und losgelöst von seiner Umgebung.

 
Abb. 27 Bereich "Moderne Tradition am Obstanger"   Abb. 28 Obstanger (Streuobstwiese)

Nächste Station unserer Tour war der Nordbahnhof, der inmitten des möglichen Baugebiets "nördliches Ringgebiet" liegt, das durch die Aufgabe verschiedener gewerblicher Nutzungen möglich wird. Anhand des Rahmen- und Gestaltungsplans konnten wir einen guten Eindruck vom Potenzial dieser Idee gewinnen (vgl. Abb. 29 und 30).

 
Abb. 29 Rahmenplan nördliche Ringgebiet   Abb. 30 Gestaltungsidee nördliches Ringgebiet

Am bereits ausgebauten Teil des Ringgleises machten wir Station am möglichen Standort des Oker Marina Resort und sahen den Fortschritt beim Umbau des Bunkers Madamenweg zu einem Wohngebäude (vgl. auch "Wir reaktivieren den Hochbunker Madamenweg 130!").

 
Abb. 31 Oker Marina Resort   Abb. 32 Bunker Madamenweg

Die Tour endete schließlich im westlichen Ringgebiet, wo wir uns in der Gaststätte Gambit unser Bier/Wasser schmecken ließen und uns bereits auf die IfR-Radtour 2013 freuten.

 

Anmerkung:
Alle Fotos: Dr. Frank Schröter

Frank Schröter
IfR-Regionalgruppe
Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)

 

Interessante Links:

 

e-mail   f.schroeter@tu-bs.de