
IfR Regionalgruppe Niedersachsen
(Braunschweig/Hannover)
Ost- und Westsiedlung in Salzgitter
Exkursionsbericht der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)
von
Dr. Frank Schröter
Die Exkursion fand im Rahmen der Treffen der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) statt. In der wärmeren Jahreszeit wird das Regionalgruppentreffen durch eine Exkursion (mit Führung) zu einem planerischen Thema eingeleitet.
Am 25. April 2025 besuchten 15 Mitglieder der IfR-Regionalgruppe Niedersachsen (Braunschweig/Hannover) die Ost- und West-Siedlung in Salzgitter.
Dies war aber nicht unser erster Besuch in der Ost- und West-Siedlung. Die Siedlung war beispielsweise ein Thema bei der Tagung zum 15jährigen Bestehen der IfR-Regionalgruppe „Soziale Stadt, ein neues Instrument der Raumplanung?“ am 10. März 2006 (vgl. https://www.atpf.de/15jahre.htm). Im darauffolgenden Jahr haben wir der Ost- und West-Siedlung dann im Rahmen der Exkursion „Soziale Stadt Projekte“ in Salzgitter am 13. Juli 2007 einen Besuch abgestattet.
Unser IfR-Regionalgruppenmitglied Bernd Wiesner hat freundlicher Weise das IfR-Regionalgruppentreffen organisiert. Er konnte Andreas Bittner (Leiter des Referats Stadtumbau und Soziale Stadt, Stadt Salzgitter) für eine Führung durch die Ost- und West-Siedlung gewinnen. Petra Behrens-Schröter (Beauftragte für Diakonie, Leiterin der Kreisstelle Salzgitter), mit über 10 Jahren Erfahrung im Netz Ost-West (NOW), u.a. mit dem Stadtteiltreff, war bereit, die soziale Sichtweise zu ergänzen.
Treffpunkt war der Bahnhof in Salzgitter-Bad, von dem aus wir unsere Exkursion gestartet haben.

Die Ost- und die Westsiedlung in Salzgitter-Bad wurden in den 1930/40er Jahren errichtet, um Wohnraum für die Arbeiter der 1937 gegründeten Reichswerke Hermann Göring zu schaffen. Durch eine Konzeption in Anlehnung an die Gartenstadt weisen sie Qualitäten wie eine aufgelockerte Bebauung und einen hohen Anteil an Grünflächen auf und ist typisch für Siedlungen aus dieser Zeit. Dementsprechend stehen große Teile des Gebietes unter Denkmalschutz. Gleichzeitig weist die vorhandene Bebauung aus dieser Zeit heute eine Reihe von strukturellen Problemen auf, die letztendlich zu hohen Leerstandsquoten sowie einseitigen Belegungen geführt haben.
Vor diesem Hintergrund hat sich die Stadt Salzgitter bereits 2004 dazu entschlossen, einen integrierten und langfristig angelegten Stadterneuerungsprozess anzustoßen und umzusetzen. Hierzu erfolgte die förmliche Festlegung als Sanierungsgebiet sowie die Aufnahme in das Bund-/Länderprogramm „Soziale Stadt“ (jetzt: „Sozialer Zusammenhalt“). Im Rahmen des Programms wurden eine Reihe von Maßnahmen – insbesondere im öffentlichen Raum – umgesetzt.
Begründet durch eine Vielzahl von Eigentümerwechseln sowie der komplexen Eigentümerstrukturen in Kombination mit einer mangelnden Investitionsbereitschaft dieser – auch aufgrund der denkmalschutzrechtlichen Vorgaben – konnte eine Reihe von Maßnahmen nicht umfassend umgesetzt werden. Trotz vereinzelt durchgeführter Maßnahmen zur Modernisierung und Instandsetzung ist der Wohnungs- und Gebäudebestand in der Ost- und Westsiedlung nicht mehr zeitgemäß. Die vielfach kleinen, ungünstig geschnittenen, oft nicht modernisierten und schlecht ausgestatteten Wohnungen weisen in großen Teilen strukturelle Mängel auf. Diese führen letztendlich auch zu hohen Leerstandsquoten oder kritischen Belegungen, weshalb einseitige Belegungen durch sozial und ökonomisch benachteiligter Bevölkerungsgruppen mit den daraus resultierenden Folgen zu beobachten sind.
Die Situation in der Ost- und West-Siedlung fasst die SWOT-Analyse aus der „Fortschreibung Integriertes Handlungskonzept Salzgitter-Bad Ost- und Westsiedlung“ (IHK) der Planungsgruppe Stadtbüro aus dem Jahr 2020 (Hrsg. Stadt Salzgitter) sehr gut zusammen (vgl. Abb. 2)

Im Rahmen der Exkursion sollte ein Überblick über die besondere städtebauliche, denkmalrechtliche und soziale Situation im Gebiet gegeben werden. Gleichzeitig sollte anhand von abgeschlossenen, laufenden und geplanten Maßnahmen gezeigt werden, wie mit diesen besonderen Herausforderungen umgegangen wird.
Zu Beginn der Exkursion erläuterte Andreas Bittner die geschichtliche Entwicklung der Siedlung anhand einiger Karten (vgl. Abb. 3 und 4)


Beim Spaziergang durch die Siedlung konnten wir einerseits die typische Struktur der Siedlung kennenlernen (vgl. Abb. 5), wie auch bauliche Besonderheiten entdecken (vgl. Abb. 6).


Um das existierende Spannungsverhältnis zwischen Anpassung der Immobilien an die heutige Nachfrage (Größe, Grundriss, Ausstattung, energetische Anforderungen) und der denkmalschutzgerechten Erhaltung der Siedlungscharakteristiken zu lösen, wurde ein „Standortbezogenes Immobilienentwicklungskonzept“ erarbeitet, mit dem verschiedene Entwicklungsoptionen aufgezeigt werden. Parallel dazu hat die Stadt Salzgitter 2024 mit Mitteln des Landes Niedersachen mehrere Gebäude erworben und mit der Modernisierung der Gebäude begonnen.
Das Immobilienentwicklungskonzept unterscheidet unterschiedliche räumliche Bereiche der Siedlung, in denen die Anforderungen des Denkmalschutzes in unterschiedlichem Umfang gelockert wurden. Durch die Modernisierung der Gebäude sollen Angebote für unterschiedliche Wohnformen geschaffen werden. So werden beispielsweise Wohnung zusammengelegt, um insgesamt größere Wohnungen zu schaffen. Es bleiben aber auch kleine, modernisierte Wohnung für Einpersonenhaushalte erhalten. Auch der Anbau von Balkons ist vorgesehen.
Ein Highlight der Exkursion war die Möglichkeit, ein im Umbau befindliches Gebäude zu besichtigen. So konnten wir aus erster Hand einen Eindruck von der Struktur und Größe der Wohnungen gewinnen. Im Dachgeschoss wartete dann eine Überraschung auf uns. Anstatt der üblichen (dicken) Dachbalken bestand der Dachstuhl aus zusammengenagelten (dünnen) Latten (vgl. Abb. 7 und 8). In der Kriegszeit waren Baumaterialien knapp, so dass improvisiert werden musste.


Weiter ging es durch das Quartier Richtung Martin-Luther-Platz, wo wir den NOW-Stadtteiltreff der Diakonie und das umgebaute evangelische Familienzentrum besichtigen konnten. Beides Orte, die sich mittlerweile zu einem Treffpunkt für Menschen unterschiedlicher Herkunft entwickelt haben, Raum für vielfältige Aktivitäten bieten und Menschen Hilfe und Gemeinschaft finden.
Im Rahmen der Vorstellung der vielfältigen Aktivitäten im NOW-Stadtteiltreff betonte Frau Behrens-Schröter, dass im Zusammenspiel von Baumaßnahmen und sozialer Stadtteilarbeit im Rahmen des Programms Soziale Stadt sehr gute Erfolge erreicht wurden. Über die regelmäßigen Stadtteilkonferenzen konnten gute Synergien zwischen den sozialen Akteuren, Fachdiensten der Stadt Salzgitter und BewohnerInnen im Stadtgebiet des Förderbereiches ermöglicht werden. Außerdem konnten durch die fachübergreifende Zusammenarbeit mehr BewohnerInnen für die aktive Beteiligung gewonnen und ihre Interessen stärker berücksichtigt werden.
Auf dem Weg zum NOW-Stadtteiltreff wurde auch deutlich, welchen Einfluss der ruhende Verkehr auf das Straßenbild hat (vgl. Abb. 9). Bedingt durch Leerstände sind einige Straßen nahezu autofrei (vgl. Abb. 10). Bei einer Verringerung der Leerstandsquote wird man sich auch Lösungen für den dann größeren Pkw-Bestand überlegen müssen.


Eine Besonderheit der Siedlung ist, dass viele Häuser von hinten erschlossen sind, durch Gehwege (vgl. Abb. 11) bzw. durch Treppenanlagen (vgl. Abb. 12). Hier besteht dann ein direkter Bezug zu den hinter den Häusern gelegenen Grünbereichen, die Potential für vielfältige Aktivitäten bieten.


Die Abschlussbesprechung fand dann in einem Restaurant in der Fußgängerzone von Salzgitter-Bad statt, wo wir bei gutem Essen die vielfältigen Eindrücke Revue passieren lassen konnten.
Anmerkung:
Alle Fotos: Dr. Frank Schröter
Frank Schröter
IfR-Regionalgruppe
Niedersachsen (Braunschweig/Hannover)
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